Hartmannsdorfer Fußballer verunglücken auf Weg zum Spiel

Die Fußballgemeinde in Mittelsachsen zeigt sich bestürzt über den tragischen Unglücksfall der Mannschaft des SV Hartmannsdorf. Wir wünschen allen Verletzten eine schnelle Genesung und drücken die Daumen für eine baldige Rückkehr auf den grünen Rasen.

Vorstand des KVF Mittelsachsen

 

 

Der Mannschaftsbus hat sich auf der A 4 bei Dresden überschlagen. Alle Insassen wurden leicht verletzt. Am Dienstag treffen sich die Sportler wieder – aber nicht zum Training.

Quelle: Freie Presse/Von Johannes Pöhlandt

Hartmannsdorf/Wilsdruff – Das Dach ist eingedrückt, die Scheiben geborsten, überall sind Glassplitter verstreut. Der weiße Ford-Transporter, der neben der Autobahn auf der Seite liegt, bietet einen schrecklichen Anblick. Kaum zu glauben, dass bei dem Unfall niemand schwere Verletzungen erlitten hat. Doch genau das ist nach ersten Erkenntnissen der Fall. „Wir haben wahnsinniges Glück gehabt“, sagt Alexander Theuer.

Der Trainer des Hartmannsdorfer SV saß am Steuer des Fahrzeugs. Er befand sich mit sieben Fußballern auf dem Weg zum Landesklassen-Auswärtsspiel beim SV Wesenitztal (Sächsische Schweiz), der Rest der Mannschaft folgte in zwei Pkw. Auf der A 4 Richtung Dresden fährt Theuer zwischen dem Dreieck Nossen und der Anschlussstelle Wilsdruff mit etwa 130 Kilometern pro Stunde auf der linken Spur, als es gegen 12.50 Uhr am Samstag passiert: Ein Reifen des Transporters platzt. „Es gab einen dumpfen Hieb. Dann sind wir ins Schlingern gekommen“, schildert der 42-Jährige. Zur Reaktion bleiben ihm nur Sekundenbruchteile, aber Theuer hat ein Ziel: bloß nicht mitten auf der Autobahn zum Liegen kommen. „Wer weiß, was dann passiert wäre“, sagt er.

Der Trainer kann mit seinen Lenkversuchen nicht verhindern, dass sich der Kleinbus überschlägt, aber am Ende hat er Erfolg: Der Ford bleibt neben dem Standstreifen liegen. Beim Schleudern über die Fahrbahnen erfasst das Fahrzeug einen Toyota, der sich nach Angaben der Dresdner Polizei daraufhin ebenfalls überschlägt und neben der Autobahn auf dem Dach landet. „Die genau an dem Ort beginnende Leitplanke hat wie eine Sprungschanze gewirkt, sodass der Toyota noch zehn Meter geflogen ist“, beschreibt Theuer. Er ist äußerst froh, als er sieht, dass sich der 58-jährige Fahrer trotz einer leichten Verletzung am Bein selbst aus dem Toyota befreien kann. „Ich bin sofort hingegangen und habe mich entschuldigt“, berichtet der Übungsleiter.

Zuvor ist auch er selbst relativ unversehrt aus dem Transporter geklettert. „Ich habe eine Beule am Kopf, aber nichts Schlimmes“, sagt Theuer. Erstaunlicherweise ergeht es fast allen seinen Mitfahrern ähnlich: Die nach Angaben der Polizei zwischen 24 und 29 Jahre alten Fußballer klagen über Kopf- und Rückenschmerzen sowie kleinere Schnittverletzungen. Aber alle sind bei Bewusstsein. „Das ist ein Wunder“, sagt Theuer gestern im Gespräch mit der „Freien Presse“ voller Dankbarkeit. Die Unfallbeteiligten werden in Krankenhäuser nach Dresden und Freital gebracht. Laut Polizei bestätigt sich dort: Niemand ist schwer verletzt. Theuer und einige der Spieler können noch am Samstag die Kliniken wieder verlassen, andere am Sonntagvormittag. Nur ein Mannschaftskamerad muss vorerst im Krankenhaus bleiben: Er hat sich die Schulter ausgekugelt, außerdem ist seine Lunge gequetscht.

Die Nachricht vom Unfall spricht sich beim Hartmannsdorfer SV schnell herum. „Der ganze Verein ist erschüttert“, sagt Lars Schubert. Der sportliche Leiter für den Fußball- Bereich, Vereinspräsident Jürgen Jolich und weitere Unterstützer fahren sofort zum Unfallort und begleiten die Spieler in die Krankenhäuser. Dank der vielen Helfer können die Verletzten unverzüglich nach der Entlassung nach Hause gebracht werden. Auch der SV Wesenitztal zeigt sich hilfsbereit: Das für Samstagnachmittag angesetzte Spiel wird abgesagt. „Wir wünschen alles Gute nach Hartmannsdorf und hoffen, dass nicht Schlimmeres passiert ist“, schreibt der Verein auf Facebook.

An Fußball mag in Hartmannsdorf vorerst niemand denken. „Wir treffen uns am Dienstag, aber nicht zum Training, sondern nur um zu reden“, sagt Trainer Theuer. Die Möglichkeit zum Gespräch sei für die Insassen des Kleinbusses ebenso wichtig wie für die Akteure in den nachfolgenden Fahrzeugen, die das Unglück aus nächster Nähe mit ansehen mussten. Auch die Begegnung am kommenden Wochenende habe man bereits abgesagt, erklärt Theuer. Vielleicht könne man danach den Spielbetrieb wieder aufnehmen. „Aber diesen Horrorcrash müssen wir erst einmal verarbeiten.“